Essstörung -Wenn der Körper zum Gegner wird

Essen ist weit mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist Teil unserer Kultur, unseres sozialen Miteinanders – und oft auch Ausdruck von Emotionen. Bei einer Essstörung gerät das Verhältnis zum Essen, zum eigenen Körper und zum Selbstbild jedoch tiefgreifend aus dem Gleichgewicht.

Essstörungen zählen zu den ernsten psychischen Erkrankungen, die nicht nur die körperliche Gesundheit gefährden, sondern auch das Selbstwertgefühl, Beziehungen und das gesamte Leben stark beeinträchtigen können. Psychotherapie kann dabei helfen, aus festgefahrenen Mustern auszusteigen – und wieder zu einem gesünderen und liebevolleren Umgang mit sich selbst zu finden.

Formen von Essstörungen

Zu den häufigsten Essstörungen gehören:

  • Anorexia nervosa (Magersucht)
    Diese Form tritt besonders häufig im Jugendalter bei Mädchen und jungen Frauen auf. Typische Merkmale sind:

    • absichtlich herbeigeführter Gewichtsverlust

    • deutliches Untergewicht

    • intensive Angst davor, dick zu werden

    • verzerrte Selbstwahrnehmung (man fühlt sich „zu dick“, trotz Untergewichts)

    • Ausbleiben der Regelblutung durch hormonelle Veränderungen

  • Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
    Auch hier stehen eine starke Angst vor Gewichtszunahme und eine negative Selbstwahrnehmung im Vordergrund. Hinzu kommen:

    • wiederkehrende Essanfälle, oft verbunden mit einem Gefühl des Kontrollverlusts

    • anschließende kompensatorische Maßnahmen wie Erbrechen, Abführmittel, Hungern oder exzessiver Sport

    • diese Muster treten über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten regelmäßig auf

  • Übermäßiger Sport als Bewältigungsversuch

    Manche Betroffene versuchen, ihre Ängste vor Gewichtszunahme oder Kontrollverlust durch exzessiven Sport zu regulieren. Bewegung wird dann nicht mehr als Ausgleich oder Freude erlebt, sondern als Pflichtprogramm – oft begleitet von Schuldgefühlen, wenn der Sport einmal ausbleibt. Auch hier steht häufig ein stark ausgeprägtes Kontrollbedürfnis hinter dem Verhalten, das therapeutisch verstanden und durch gesündere Formen der Selbstfürsorge ersetzt werden kann.

  • Binge-Eating-Störung

    Bei der Binge-Eating-Störung kommt es ebenfalls zu wiederkehrenden Essanfällen, jedoch ohne kompensatorisches Verhalten wie Erbrechen oder Hungern. Die Betroffenen essen in kurzer Zeit sehr große Mengen, häufig begleitet von einem Gefühl des Kontrollverlusts, Scham und Schuld. Die Binge-Eating-Störung ist die häufigste Essstörung, betrifft Menschen aller Geschlechter und Gewichtsklassen – und lässt sich mit psychotherapeutischer Unterstützung sehr gut behandeln.

Essstörungen können sehr unterschiedlich verlaufen – manchmal auch in Mischformen oder mit Phasen starker Besserung und Rückfällen. Umso wichtiger ist ein individueller, verständnisvoller und therapeutisch fundierter Umgang.

Psychotherapie: Den Sinn hinter der Essstörung verstehen

Die Behandlung von Essstörungen erfordert mehr als nur das Reduzieren von Symptomen. Denn: Hinter jeder Essstörung steht oft ein Versuch, mit inneren Spannungen, unerfüllten Bedürfnissen oder schwierigen Gefühlen umzugehen. Aus psychotherapeutischer Sicht ist die Essstörung häufig eine „Lösung“ – für ein Problem, für das es bisher keine andere Bewältigungsstrategie gab.

In der Therapie geht es darum, dieses zugrunde liegende Problem zu verstehen – und gemeinsam neue, tragfähigere Wege im Umgang mit sich selbst, mit Gefühlen und mit Herausforderungen zu entwickeln. So können Sie bewusst entscheiden, welche dieser neuen Möglichkeiten für Sie stimmig und hilfreich sind.

Unsere therapeutische Herangehensweise

In unserer Praxis arbeiten wir mit verhaltenstherapeutischen und schematherapeutischen Methoden, die sich in der Behandlung von Essstörungen bewährt haben:

  • In der Verhaltenstherapie geht es u. a. darum, die auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren der Essstörung zu erkennen, neue Handlungsmuster zu erarbeiten und schrittweise in den Alltag zu integrieren.

  • Die Schematherapie hilft dabei, tief verankerte innere Muster („Schemata“) zu identifizieren, die oft mit Selbstabwertung, hohen Ansprüchen oder emotionaler Vernachlässigung in Verbindung stehen. Ziel ist es, einen liebevolleren, verständnisvolleren Umgang mit sich selbst zu entwickeln.

Ein besonderer Fokus liegt dabei darauf, die Beziehung zum eigenen Körper neu zu gestalten – weg von Kontrolle und Angst, hin zu mehr Akzeptanz, Verbundenheit und innerem Gleichgewicht.

Es ist möglich, den Weg zurück zu sich selbst zu finden

Essstörungen sind ernst – aber sie sind behandelbar. Und der erste Schritt zur Veränderung beginnt oft mit dem Mut, sich Unterstützung zu holen.

In einem sicheren und wertschätzenden Rahmen unterstützen wir Sie dabei, Ihr eigenes Tempo zu finden, die Funktion Ihrer Essstörung zu verstehen und neue Wege zu entwickeln um wieder wieder Frieden mit sich und dem eigenen Körper zu schließen.